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Vladimir Nabokovs gesamtes literarisches Vermächtnis ist ein rätselhaftes Vexierspiel, an dem sich Sprachforscher noch heute die Zähne ausbeißen. Diese erste deutsche Biographie des russischen Journalisten Boris Nossik könnte der entscheidende Schlüssel zum Verständnis dieses enigmatischen Schriftstellers sein.
Der 1899 geborene Nabokov entsproß einer der nobelsten Petersburger Diplomatenfamilien. Der Vater, Jurist und Duma-Abgeordeneter, ein weltgewandter, erzliberaler Mann, ließ seinem Sohn die beste Erziehung zukommen. Schon früh beherrschte Vladimir drei Fremdsprachen und schrieb mit fünfzehn bereits Gedichte (beileibe keine Pennäler-Lyrik). Damals entwickelte sich auch seine Leidenschaft für Schmetterlinge, die ihm später weltweite Anerkennung als Entomologe einbrachte.
1919 floh die Familie vor den Bolschewiken in die Emigration. Nabokov blieb sein Leben lang ein Heimatloser, was seinem Werk den Stempel aufdrückte. Berlin 1922: Russische Attentäter ermorden den Vater. Nabokov überwand diesen Verlust nie, immer wieder geisterte er durch seine Bücher. Trotzdem war Berlin seine kreativste Zeit. Seine Gedichte und Erzählungen hatten ihn allmählich bekanntgemacht, blieben aber Fingerübungen für das Kommende. Maschenka, der erste Roman, (später hielt er ihn für seinen schwächsten), erschien. Kurz darauf folgten König, Dame, Bube, und Lushins Verteidigung. Nabokov hatte seinen Ton gefunden.
Die Flucht vor den Nazis verschlug ihn und seine Frau Vera nach Paris. Die kafkaeske Einladung zur Enthauptung und der monumentale Roman Die Gabe waren seine letzten "russischen" Bücher. Amerika wird für längere Zeit seine Heimat. Im Herbst 1954 arbeitet er am Stoff für einen neuen Roman. Er wird ihn Lolita nennen. Danach ist in der Literaturwelt nichts mehr, wie es war.
Man muß wohl Russe sein, um Nabokovs russische Seele, seine Verschlossenheit, die Lust am Verrätseln, am Schach und seine tiefe Sehnsucht nach der Heimat verstehen zu können. Boris Nossik ist Russe und hat verstanden. --Ravi Unger
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